„Personaler setzen doch immer Berufserfahrung voraus“, meint Robert Priewasser, Absolvent der WU, wenn er gefragt wird, was Unternehmen von Berufseinsteigern erwarten. Er bringt mit dieser Aussage die Studienergebnisse einer vom WU ZBP Career Center gemeinsam mit CAREER durchgeführten Studie, dem CAREER Monitor 2011, auf den Punkt. Die wissenschaftliche Leitung für dieses Projekt übernahm WU-Professor Michael Meyer, der zugleich auch Vorstand des WU ZBP Career Centers ist.

Krank im Urlaub
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Praxis als Sprungbrett für den beruflichen Erfolg

Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass gerade Berufseinsteiger ihre Chancen durch Berufserfahrung und Praktika entscheidend erhöhen. 79 Prozent der Personalverantwortlichen setzen bei der Einstellung junger Absolventen einschlägige Berufserfahrung voraus. Absolventen ohne studienbegleitende Berufserfahrung haben schlechte Karten am Arbeitsmarkt. Es lohne sich für Studierende, eine eingeschränkte Freizeit oder zeitweise Mehrbelastung durch Studium und Beruf in Kauf zu nehmen. Denn auch wenn sich die Studienzeit dadurch verlängere, bevorzugten die Arbeitgeber eindeutig Kandidaten mit entsprechender Berufserfahrung. Auf Aspekte wie die „Motivation für die Bewerbung“ (51 Prozent) oder „Fachwissen“ (44 Prozent) werfen Personaler laut Studie bei der Sichtung von Bewerbungsunterlagen ebenfalls ein Hauptaugenmerk. Somit landen diese Qualifikationen auf den Plätzen zwei und drei in der Wunschliste von Personaler.

Dass sich auch die Studierenden der großen Bedeutung einschlägiger Berufserfahrung bewusst sind, zeigen die Ergebnisse des Employer Brand Report (EBR). Diese Studie führte 2010 die Career Services Austria durch, der österreichische Dachverband von Career Centern an Universitäten. Der Employer Brand Report präsentiert nach einer Befragung von 8.212 Studienteilnehmern an zehn österreichischen Universitäten die Sicht der Studierenden. Befragt wurden neben Studierenden der WU Wien Studierende der TU Graz, TU Wien, Universität für Bodenkultur Wien, Universität Graz, Universität Innsbruck, Universität Klagenfurt, Universität Linz, Universität Salzburg und der Universität Wien.

Praktika spielen im Alltag der Studierenden eine wesentliche Rolle. Unsere Erhebungen haben ergeben, dass etwas mehr als die Hälfte der befragten Studierenden während ihrer Studienzeit facheinschlägige Praktika absolvierten, nahezu alle Universitätsabsolventen haben während des Studiums allgemeine Berufserfahrung gesammelt. Laut EBR absolvieren die befragten Studierenden facheinschlägige Praktika mit einer mittleren Dauer von fünf Monaten. Das Bewusstsein der Erwartungen von Arbeitgebern ist bei den Studierenden auf jeden Fall geschärft.

Soft Skills spielerisch in der Praxis aneignen

Im Rahmen einer Praktikumszeit sammeln Studierende nicht zuletzt die Soft Skills, die Arbeitgeber sich wünschen. Als wichtigste Fähigkeit, um bei Arbeitgebern zu punkten, kristallisierte sich bei der CAREER-Monitor-Studie die Kommunikationsfähigkeit künftiger Mitarbeiter heraus. 88 Prozent der befragten Unternehmen nannten dieses Asset als das wichtigste, gefolgt von „Unternehmerischem Denken“ (82 Prozent). Ebenfalls unter den Top drei: „Lösungs-/Zielorientiertheit“ (81 Prozent).

Wo finden Personalverantwortliche ihre künftigen Arbeitnehmer? Internetjobbörsen spielen mit Abstand die größte Rolle: 81 Prozent der befragten Unternehmen suchen künftige Mitarbeiter auf diesem Weg. 54 Prozent der Bewerbungseingänge kommen durch Initiativbewerbungen aufgrund der Homepage in die elektronischen Postfächer der Personaler. Die Studierendenbefragung des EBR zeigt hier Parallelen – 74,9 Prozent der künftigen Arbeitnehmer nutzen die Website eines Unternehmens, wenn sie auf Jobsuche sind.

Selbstständiges Arbeiten – ein Plus für Arbeitgeberattraktivität

Was macht Arbeitgeber aber im Allgemeinen attraktiv? Unternehmen selbst sind laut CAREER-Monitor-Studie der Meinung, dass „Selbstständiges Arbeiten“ (75 Prozent) die Attraktivität des eigenen Unternehmens steigern würde. 66 Prozent der befragten Unternehmen sind davon überzeugt, dass die „Unternehmenskultur“ Kriterium Nummer zwei bei der Arbeitgeberattraktivität ist. Einen „Sicheren Arbeitsplatz“ werten die Unternehmen ebenfalls als wichtiges Kriterium (54 Prozent) und Attraktivitätsfaktor. Auch flexible Arbeitszeiten sind mit 50 Prozent relativ weit vorne dabei.

Beim Vergleich beider Studien deckt sich die Einschätzung der Unternehmen weitgehend mit der Sicht der Studierenden. Im EBR standen insgesamt 40 Merkmale als potenzielle Einflussfaktoren der Arbeitgeberattraktivität zur Auswahl. Studierende messen demnach einem „angenehmen Betriebsklima“ die meiste Bedeutung zu. 53 Prozent sehen das als Hauptkriterium bei der Arbeitgeberattraktivität. Ebenfalls wichtig für 41 Prozent ist die Möglichkeit entsprechender „Zukunftsperspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten“. „Lebenslanges Lernen“ ist ein Stichwort in der heutigen Arbeitswelt – das sehen auch die befragten Studierenden im EBR so. „Weiterbildungschancen“ beziehungsweise „Weiterqualifizierung“ liegen mit ebenfalls 41 Prozent beim angenehmen Betriebsklima mit vorne dabei. „Selbstständiges Arbeiten“ beziehungsweise „Entscheidungsfreiheit bei der Ausübung der eigenen Arbeit“ sind 35 Prozent äußerst wichtig.

Mit dem Wissen um die Wünsche der Studierenden und der Einschätzung der Unternehmen lässt sich jegliche Employer-Branding-Strategie optimal planen. Die Erwartungen von Personalverantwortlichen an Berufseinsteiger und die Wünsche von Studierenden als künftige Bewerber stimmen in weiten Bereichen überein. Auch die Bedeutung der studienbegleitenden Berufserfahrung ist auf beiden Seiten bekannt – beste Voraussetzung für ein erfolgreiches Zueinanderfinden von Bewerber/n und Unternehmen.



Dieser Beitrag ist zunächst im Fachmagazin personal manager 4/2011 erschienen.